Die Kinder sind ausser Rand und Band. Sie kommen froehlich lachend durch die Strassen und Gassen, Wasserspritzen und Beutel mit Farbe in der Hand. Jaisalmer, die Goldene Stadt, aendert ihre Farbe - in alle Farben. Es ist Holi und schon auf dem Weg zum Fort der Stadt bin ich ueber und ueber mit Farbe beschmiert. Es ist Holi, das Farbenfest der Hindus und die ganze Stadt ist auf den Strassen. Es ist Holi und alle haben Spass.
Nicht nur die Kinder feiern das Fest. Ich sehe auch aeltere Maenner, die eigentlich grauen Baerte rot und gruen und gelb gefaerbt. Doch waehrend die Kinder wie wild mit Wasser herumspritzen und mit Farbe um sich werfen, geht es bei den Erwachsenen gesitteter zu. Sie kommen laechelnd auf mich zu, wuenschen mir "Happy Holi", nehmen eine Handvoll Farbe aus einem Plastebeutel und schmieren es mit gleichmaessig ins Gesicht. Ich wiederum bin auch bestens mit Farbe ausgeruestet und tue es ihnen gleich. Nur die aelteren Hindufrauen nehmen nicht an dem Spiel teil.
Holi ist auch das Fest, um neue Freundschaften zu knuepfen und alte Freundschaften aufzufrischen oder Feindschaften zu begraben. Ich sehe viele Maenner, die sich in den Armen liegen; Haende, Gesicht und Kleidung voller Farbe.
Eine kleine Gruppe, angefuehrt von einem Trommler mit einer grossen mit einer Swastika verzierten Trommel, geht von Haus zu Haus und bringt singend Segen und Glueck ueber die Bewohner.
Am ersten Tor des Forts hat sich eine grosse Gruppe versammelt. Trommelnd, singend, tanzend und mit Farbe um sich werfend feiern sie das Fest. Ich stehe dabei und wuensche allen, auch Euch zu Hause, alles Glueck der Welt.
Sonntag, 4. März 2007
Freitag, 2. März 2007
Kamele im Nebel
Das hellbraune Fell war nass und an den langen Wimpern hingen Tautropfen. Wiederkaeuend standen drei Kamele in der Wueste und wunderten sich darueber, wie wenig sie sehen konnten. Nach 20 Metern war die Welt zu Ende. Nebel in der Wueste. Vor den Kamelen standen zwei Europaeer, ein Deutscher und ein Norweger, die das Wetterphaenomen des Nebels gut aus ihrer eigenen Heimat kannten, es aber hier in der Wueste Thar, am nordwestlichen Zipfel Indiens in der Naehe zu Pakistan, nicht erwartet hatten. Die Wueste ist heiss und trocken, dachten sie. Wie man sich doch irren kann.
Schon am Tag zuvor waren interesannte mittel- und nordeuropaeische Wetterphaenomene zu beobachten. Da war zum Beispiel die interessante Erscheinungsform des Regens. Wir lagerten uns gerade zum Mittag unter einem Baum, die beiden Treiber hatten ein Feuer entfacht und begannen mit Kochen, als die ersten schweren Tropfen fielen. In weiser Vorraussicht und in hinblick auf den schwarzen Himmel hatten wir zuvor schon ein kleines Zelt aufgebaut. Alles Wichtige wurde hier verstaut. Die beiden Treiber, Jan-Ture aus Norwegen und ich standen unter dem schuetterem Baum ... als es zu hageln anfing. Donner grollte. Blitze zuckten. Die Treiber machten missmutige Gesichter. Die Kamele hockten am Boden, kaeuten wieder und blieben unglaublich cool.
Nach einer halben Stunde war der Regen vorbei und wir ziemlich nass. Auf unseren Kamelen ritten wir zu unserem Nachtlager in den Duenen - direkt auf einen Regenbogen zu.
Nacht
Es ist der zweite Abend in der Wueste. Jan-Ture ist schon am fruehen Nachmittag mit einem der beiden Treiber nach Jaisalmer zurueckgeritten. Ich bleibe eine Nacht und einen Tag laenger in der Wueste, gemeinsam mit Daniel, dem Treiber, und den beiden Kamelen Rocket und Celia. Die Sonne ist gerade hinter den Duenen als roter Ball verschwunden. Daniel sitzt am Lagerfeuer und kocht das Abendessen. Ein paar andere Kameltreiber sind zu Besuch, unterhalten sich laut in Merwati, der hier ueblichen Sprache.
Spaeter liege ich unter zwei speckigen, nach Kamel riechenden dafuer aber sehr dicken Steppdecken im Sand. Ueber mir der riesige klare Wuestenhimmel und der volle Mond, der mir wie ein Scheinwerfer direkt ins Gesicht scheint. Das einzige Geraeusch weit und breit ist das Wiederkaeuen der Kamele, das klingt wie das staendige Zerkauen von hartem Zwieback: "Kropp, kropp, kropp!"
Ich schlafe ein - und erwache am folgenden Morgen, zwei Minuten vor Sonnenaufgang.
Celia
Anfangs hatten wir drei Kamele: Rocket, Tiger und Celia. Letztere ist eine sieben Jahre alte und sehr eigenwillige Kameldame. Ich muss es wissen, denn ich sass auf ihr. Am Anfang war alles gut. Alle drei Kamele waren hintereinander angebunden und folgten Tiger, auf dem die beiden Treiber sassen. Aber ich wollte selbst reiten. Also reichte mir Daniel die Zuegel mit der Bemerkung: "Rechts ist rechts, links ist links und anziehen heisst Stopp!"
Kaum hatte ich die Zuegel in der Hand, ging eine erstaunliche Wandlung in Celia vor. Sie trabte einfach los, egal, wie ich die Zuegel hielt. Ich zog die Zuegel an, um sie zum Stoppen zu bringen, aber sie drehte sich im Kreis und bockte. Zum Glueck sass ich fest im Sattel. Die folgende halbe Stunde gelang mir recht und schlecht und es passierte nur deshalb nichts, weil ich die Zuegel locker und Celia ihren Willen liess.
Aber ich hatte mir in den Kopf gesetzt, allein auf Celia zu reiten und sprach am letzten Abend mit Daniel darueber. Er meinte, es sei sehr wichtig dem Kamel deutlich verstehen zu geben, dass man der Boss ist. Und wenn sie nicht hoert, dann setzt es was mit den Zuegeln. Normalerweise reicht auch schon eine Andeutung von Bestrafung.
Im Dunkeln ging ich rueber zu Celia, taetschelte ihr den Hals und redete mit ihr. Ihr Kommentar war ein gelegentliches, langgezogenes "Booooaaaark!"
Am naechsten Morgen sass ich wieder auf Celia, Daniel gab mir die Zugel, erklaerte mir noch mal genau, wie ich sie zu halten habe - und dann war alles ganz einfach. Ich zog die Zuegel nach rechts, sie drehte nach rechts, nach links nach links, nur mit dem Anhalten klappte es noch nicht so richtig. Es war nicht die hohe Kunst des Kamelreitens, aber es funktionierte.
Und wenn ich mit der Zunge schnalste, ihr mit dem Zuegel leichte Klapse auf die Seiten gab, dann ritten wir im Galopp durch die Wueste, dem Horizont entgegen.
----------
Gestern abend kam ich muede aber gluecklich wieder in Jaisalmer an. Zum Glueck hatten wir nur am ersten tag schlechtes Wetter. Die anderen beidet Tage waren so, wie man es in der Wueste erwartet.
Heute und morgen ist Holi. Deswegen bleibe ich bis Montag in Jaisalmer und fahre am Montagnachmittag direkt nach Delhi. Und am Mittwochfrueh geht es zurueck nach Leipzig.
Schon am Tag zuvor waren interesannte mittel- und nordeuropaeische Wetterphaenomene zu beobachten. Da war zum Beispiel die interessante Erscheinungsform des Regens. Wir lagerten uns gerade zum Mittag unter einem Baum, die beiden Treiber hatten ein Feuer entfacht und begannen mit Kochen, als die ersten schweren Tropfen fielen. In weiser Vorraussicht und in hinblick auf den schwarzen Himmel hatten wir zuvor schon ein kleines Zelt aufgebaut. Alles Wichtige wurde hier verstaut. Die beiden Treiber, Jan-Ture aus Norwegen und ich standen unter dem schuetterem Baum ... als es zu hageln anfing. Donner grollte. Blitze zuckten. Die Treiber machten missmutige Gesichter. Die Kamele hockten am Boden, kaeuten wieder und blieben unglaublich cool.
Nach einer halben Stunde war der Regen vorbei und wir ziemlich nass. Auf unseren Kamelen ritten wir zu unserem Nachtlager in den Duenen - direkt auf einen Regenbogen zu.
Nacht
Es ist der zweite Abend in der Wueste. Jan-Ture ist schon am fruehen Nachmittag mit einem der beiden Treiber nach Jaisalmer zurueckgeritten. Ich bleibe eine Nacht und einen Tag laenger in der Wueste, gemeinsam mit Daniel, dem Treiber, und den beiden Kamelen Rocket und Celia. Die Sonne ist gerade hinter den Duenen als roter Ball verschwunden. Daniel sitzt am Lagerfeuer und kocht das Abendessen. Ein paar andere Kameltreiber sind zu Besuch, unterhalten sich laut in Merwati, der hier ueblichen Sprache.
Spaeter liege ich unter zwei speckigen, nach Kamel riechenden dafuer aber sehr dicken Steppdecken im Sand. Ueber mir der riesige klare Wuestenhimmel und der volle Mond, der mir wie ein Scheinwerfer direkt ins Gesicht scheint. Das einzige Geraeusch weit und breit ist das Wiederkaeuen der Kamele, das klingt wie das staendige Zerkauen von hartem Zwieback: "Kropp, kropp, kropp!"
Ich schlafe ein - und erwache am folgenden Morgen, zwei Minuten vor Sonnenaufgang.
Celia
Anfangs hatten wir drei Kamele: Rocket, Tiger und Celia. Letztere ist eine sieben Jahre alte und sehr eigenwillige Kameldame. Ich muss es wissen, denn ich sass auf ihr. Am Anfang war alles gut. Alle drei Kamele waren hintereinander angebunden und folgten Tiger, auf dem die beiden Treiber sassen. Aber ich wollte selbst reiten. Also reichte mir Daniel die Zuegel mit der Bemerkung: "Rechts ist rechts, links ist links und anziehen heisst Stopp!"
Kaum hatte ich die Zuegel in der Hand, ging eine erstaunliche Wandlung in Celia vor. Sie trabte einfach los, egal, wie ich die Zuegel hielt. Ich zog die Zuegel an, um sie zum Stoppen zu bringen, aber sie drehte sich im Kreis und bockte. Zum Glueck sass ich fest im Sattel. Die folgende halbe Stunde gelang mir recht und schlecht und es passierte nur deshalb nichts, weil ich die Zuegel locker und Celia ihren Willen liess.
Aber ich hatte mir in den Kopf gesetzt, allein auf Celia zu reiten und sprach am letzten Abend mit Daniel darueber. Er meinte, es sei sehr wichtig dem Kamel deutlich verstehen zu geben, dass man der Boss ist. Und wenn sie nicht hoert, dann setzt es was mit den Zuegeln. Normalerweise reicht auch schon eine Andeutung von Bestrafung.
Im Dunkeln ging ich rueber zu Celia, taetschelte ihr den Hals und redete mit ihr. Ihr Kommentar war ein gelegentliches, langgezogenes "Booooaaaark!"
Am naechsten Morgen sass ich wieder auf Celia, Daniel gab mir die Zugel, erklaerte mir noch mal genau, wie ich sie zu halten habe - und dann war alles ganz einfach. Ich zog die Zuegel nach rechts, sie drehte nach rechts, nach links nach links, nur mit dem Anhalten klappte es noch nicht so richtig. Es war nicht die hohe Kunst des Kamelreitens, aber es funktionierte.
Und wenn ich mit der Zunge schnalste, ihr mit dem Zuegel leichte Klapse auf die Seiten gab, dann ritten wir im Galopp durch die Wueste, dem Horizont entgegen.
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Gestern abend kam ich muede aber gluecklich wieder in Jaisalmer an. Zum Glueck hatten wir nur am ersten tag schlechtes Wetter. Die anderen beidet Tage waren so, wie man es in der Wueste erwartet.
Heute und morgen ist Holi. Deswegen bleibe ich bis Montag in Jaisalmer und fahre am Montagnachmittag direkt nach Delhi. Und am Mittwochfrueh geht es zurueck nach Leipzig.
Montag, 26. Februar 2007
Die Omlettmacher am Uhrenturm
Der Uhrenturm (Clocktower) von Jodpur ist das Zentrum des Basars. Er sieht ein wenig aus wie das indische Pendant zu Big Ben. Rund um den Uhrenturm herrscht tagsueber buntes und lautes Treiben. Alles wird hier verkauft, und der Basar zieht sich weit in die engen Gassen hinein. Zwei Tore fuehren zum Platz um den Uhrenturm und an einem stehen tagein tagaus Ramkishan Gawlani auf der einen Seite des Tores und Vicky Chouhan auf der anderen. Beide betreiben das gleiche Geschaeft: sie sind Omlettmacher.
Was macht ein Omlettmacher? Na klar - Omletts, also Ruehrei mit Zutaten. Es gibt einen Grund, warum die Omletts von Ramkishan, einem aelteren Herren der, umringt von Stapeln von Eierpaletten, vor einem kleinen Ofen steht, einen grauen Nehru-Anzug traegt und sich die Haare mit Henna roetlich faerbt, Kultstatus besitzen: er wird im Allerweltsreisefuehrer "Lonely Planet" erwaehnt, was in riesigen Lettern ueber seinem Shop und (doppelt haelt besser) auch neben seinem Shop und ausserdem auch noch auf seinen Visitenkarten (in Indien haben vermutlich auch die Schuhputzer Visitenkarten) in grossen Lettern zu lesen ist. Jeder (fast jeder) Individualtourist (und die anderen auch) hat den "Lonely Planet" - und somit ist der Platz vor Ramkishans Laden, ein paar staubige Plastehocker, staendig gut besucht, die Touristen mampfen ihre Omletts mit Toast und beobachten den Meister bei der komplizierten Kunst des Omlettmachens.
Nur etwa drei Meter entfernt steht Vicky. Er ist jung, lustig und ebenfalls Omlettmacher. Sein Laden sieht fast genau so aus wie der der Konkurrenz. Doch seine staubigen Plastestuehle sind meist leer. Warum? Er steht nicht im "Lonely Planet". Lediglich ein eher unbedeutender japanischer Reisefuehrer hielt es fuer noetig, ihn zu erwaehnen. Das macht Vicky sehr traurig. Dabei schmecken seine Omletts mindestens genauso gut wie die von Ramkishan (hab ich selbst getestet).
Was sagt uns dass?
Was macht ein Omlettmacher? Na klar - Omletts, also Ruehrei mit Zutaten. Es gibt einen Grund, warum die Omletts von Ramkishan, einem aelteren Herren der, umringt von Stapeln von Eierpaletten, vor einem kleinen Ofen steht, einen grauen Nehru-Anzug traegt und sich die Haare mit Henna roetlich faerbt, Kultstatus besitzen: er wird im Allerweltsreisefuehrer "Lonely Planet" erwaehnt, was in riesigen Lettern ueber seinem Shop und (doppelt haelt besser) auch neben seinem Shop und ausserdem auch noch auf seinen Visitenkarten (in Indien haben vermutlich auch die Schuhputzer Visitenkarten) in grossen Lettern zu lesen ist. Jeder (fast jeder) Individualtourist (und die anderen auch) hat den "Lonely Planet" - und somit ist der Platz vor Ramkishans Laden, ein paar staubige Plastehocker, staendig gut besucht, die Touristen mampfen ihre Omletts mit Toast und beobachten den Meister bei der komplizierten Kunst des Omlettmachens.
Nur etwa drei Meter entfernt steht Vicky. Er ist jung, lustig und ebenfalls Omlettmacher. Sein Laden sieht fast genau so aus wie der der Konkurrenz. Doch seine staubigen Plastestuehle sind meist leer. Warum? Er steht nicht im "Lonely Planet". Lediglich ein eher unbedeutender japanischer Reisefuehrer hielt es fuer noetig, ihn zu erwaehnen. Das macht Vicky sehr traurig. Dabei schmecken seine Omletts mindestens genauso gut wie die von Ramkishan (hab ich selbst getestet).
Was sagt uns dass?
Brecht die Diktatur des "Lonely Planet"!
Entscheidet selbst, was gut ist!
Gebt Vicky eine Chance!
Entscheidet selbst, was gut ist!
Gebt Vicky eine Chance!
Sonntag, 25. Februar 2007
Geschichten aus Jodpur
Eins
Um einer Rikscha auszuweichen trete ich in einen riesigen Kuhfladen. Eine alte Frau in weissem Sari zeigt auf meinen Fuss und entbloesst lachend ihren letzten Zahn.
Zwei
Eine grosse Hochzeitsgesellschaft kommt mit viel Laerm die Strasse entlang. Sofort umringt mich eine Gruppe von Kindern die drohen, meine Kamera mit Haarspray zu bespruehen, wenn ich versuchen sollte zu fotografieren.
Drei
Ein verrueckter alter Bettler in schmutzigen weissen Sachen und Hornbrille kommt bruellend einen Bambusstock schwingend auf mich zu, aendert aber im letzten Moment die Richtung, den Kopf in den Nacken gelegt, den Stock gen Himmel gereckt, laut schreiend. Ein anderer Bettler sagt, ich solle das fotografieren.
Vier
Eine Frau mit strahlend rotem Sari sitzt im Eingang eines blaugetuenchten Hauses, laechelt und ist zufreiden mit sich und der Welt.
Fuenf
Ein Moslem auf einem Fahrrad erklaert mir ungefragt einen Weg, aber ich verstehe nicht wohin. Ich folge seinen Anweisungen und bin schliesslich da.
Um einer Rikscha auszuweichen trete ich in einen riesigen Kuhfladen. Eine alte Frau in weissem Sari zeigt auf meinen Fuss und entbloesst lachend ihren letzten Zahn.
Zwei
Eine grosse Hochzeitsgesellschaft kommt mit viel Laerm die Strasse entlang. Sofort umringt mich eine Gruppe von Kindern die drohen, meine Kamera mit Haarspray zu bespruehen, wenn ich versuchen sollte zu fotografieren.
Drei
Ein verrueckter alter Bettler in schmutzigen weissen Sachen und Hornbrille kommt bruellend einen Bambusstock schwingend auf mich zu, aendert aber im letzten Moment die Richtung, den Kopf in den Nacken gelegt, den Stock gen Himmel gereckt, laut schreiend. Ein anderer Bettler sagt, ich solle das fotografieren.
Vier
Eine Frau mit strahlend rotem Sari sitzt im Eingang eines blaugetuenchten Hauses, laechelt und ist zufreiden mit sich und der Welt.
Fuenf
Ein Moslem auf einem Fahrrad erklaert mir ungefragt einen Weg, aber ich verstehe nicht wohin. Ich folge seinen Anweisungen und bin schliesslich da.
Freitag, 23. Februar 2007
Der See, der sich versteckte
Mount Abu liegt an einem romantischen See, dem Nakki-See, den ich bisher noch nicht gesehen habe. Deshalb machte ich mich heute Morgen auf die Suche nach ihm. Auf der Karte in meinem Reisefuehrer sah alles ganz einfach aus. Der Nakki-See ist gewissermassen um die Ecke. Ich machte mich also auf, in die Richtung, in der ich den See vermutete, an einem grossen Polofeld vorbei, vorbei an Laeden deren Besitzer mich zum Kaufen aufforderten, kam an einem Busbahnhof vorbei und war nach 10 Minuten Weges der Meinung, dass der See nun langsam kommen muesste. Kam er aber nicht. Ich fragte einen Einheimischen nach dem Weg. Er zeigte in die Richtung, aus der ich gerade gekommen war.
Also ging ich zurueck, wurde fast von einem Taxi ueberfahren das in einer engen Strasse unbedingt einen Reisebus ueberholen wollte, kam an einem grossen Polofeld vorbei und war nach ein paar Minuten in einer eher laendlichen Gegend. Bald muesste der See zu sehen sein. War er aber nicht. Ich fragte einen Einheimischen nach dem Weg. Er zeigte in die Richtung, aus der ich gerade gekommen war.
Ich kehrte um, der Einheimischefolgte mir und fragte mich, aus welchem Land ich komme. Das ist bei jedem Gespraech die erste Frage. Ich sagte: "Germany." Ah, Deutschland, antwortete er weise mit dem Kopf nickend auf Englisch. Ob ich denn den Adolf Hitler kenne. "Ja den kenne ich", antwortete ich verwundert. Ob ich den denn gut finden wuerde, denn der hat ja so viel fuer Deutschland getan. Ich meinte, dass Millionen von Toten und ein zerstoerter Kontinent nicht gerade toll waeren. Ja, antwortete mein Begleiter, aber er haette einen Deutschen getroffen, der sagte, dass Hitler alles fuer Deutschland getan haette. "I hate this fucking bullshit skinhead nazi stuff!" war meinen heftige Replik. Mein Begleiter blieb ruhig ob meines Ausbruchs und sagte laechelnd, das er sich freue einen Deutschen getroffen zu haben, der Hitler nicht gut findet. Das gab mir zu denken.
Ich ging also weiter auf meiner Suche nach dem Nakki-See, kam an vielen Hotels vorbei, blickte irritiert auf ein grosses Polofeld, ueberholte haendchenhaltende indische Paerchen, bog links ab und blickte eine Strasse nach unten an derem Ende bunte Kaehne in Form von Schwaenen im Wasser schaukelten. Der Nakki-See ... nur 500m von meinem Hotel entfernt.
-------
Ich besuchte heute auch noch zwei Tempel. Der zweite, Achalgarh, ist etas Besonderes. In seinem inneren wird keine Gottheit und kein lingam angebetet, sondern eine yoni, die bis in die Unterwelt reichen soll. Wo, wenn nicht hier, sollte man fuer guten Sex beten ...
Also ging ich zurueck, wurde fast von einem Taxi ueberfahren das in einer engen Strasse unbedingt einen Reisebus ueberholen wollte, kam an einem grossen Polofeld vorbei und war nach ein paar Minuten in einer eher laendlichen Gegend. Bald muesste der See zu sehen sein. War er aber nicht. Ich fragte einen Einheimischen nach dem Weg. Er zeigte in die Richtung, aus der ich gerade gekommen war.
Ich kehrte um, der Einheimischefolgte mir und fragte mich, aus welchem Land ich komme. Das ist bei jedem Gespraech die erste Frage. Ich sagte: "Germany." Ah, Deutschland, antwortete er weise mit dem Kopf nickend auf Englisch. Ob ich denn den Adolf Hitler kenne. "Ja den kenne ich", antwortete ich verwundert. Ob ich den denn gut finden wuerde, denn der hat ja so viel fuer Deutschland getan. Ich meinte, dass Millionen von Toten und ein zerstoerter Kontinent nicht gerade toll waeren. Ja, antwortete mein Begleiter, aber er haette einen Deutschen getroffen, der sagte, dass Hitler alles fuer Deutschland getan haette. "I hate this fucking bullshit skinhead nazi stuff!" war meinen heftige Replik. Mein Begleiter blieb ruhig ob meines Ausbruchs und sagte laechelnd, das er sich freue einen Deutschen getroffen zu haben, der Hitler nicht gut findet. Das gab mir zu denken.
Ich ging also weiter auf meiner Suche nach dem Nakki-See, kam an vielen Hotels vorbei, blickte irritiert auf ein grosses Polofeld, ueberholte haendchenhaltende indische Paerchen, bog links ab und blickte eine Strasse nach unten an derem Ende bunte Kaehne in Form von Schwaenen im Wasser schaukelten. Der Nakki-See ... nur 500m von meinem Hotel entfernt.
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Ich besuchte heute auch noch zwei Tempel. Der zweite, Achalgarh, ist etas Besonderes. In seinem inneren wird keine Gottheit und kein lingam angebetet, sondern eine yoni, die bis in die Unterwelt reichen soll. Wo, wenn nicht hier, sollte man fuer guten Sex beten ...
Donnerstag, 22. Februar 2007
Reisen in Radjastan
So schoen die Staedte in Radjastan auch sind, um das Reisen von einer Stadt in die naechste kommt man nicht herum und auch wenn die Entfernungen relativ kurz scheinen - in Indien braucht man fuer alles ein wenig laenger.
Die meisten Strecken fuhr ich mit dem Bus. Das Eisenbahnnetz in Indien ist zwar lang und recht gut ausgebaut, das scheint aber nicht fuer Radjastan zu gelten. Hier faehrt man Bus! Und Busfahren kann ein Abenteuer sein, vor allem wenn man einen Local-Bus erwischt, der in jedem Kaff haelt, meistens so ueberfuellt ist, dass ein Teil der Passagiere nur noch auf dem Dach Platz findet und der fuer eine Strecke von 250 km ungefaehr 10 Stunden braucht. Meine Fahrt nach Bundi war die Hoelle. Eingezwaengt sass ich auf meinem viel zu engen Platz in der Hitze. An Lesen war nicht zu denken. Zu einen kam ich nicht an meine Tasche mit den Buechern heran und zum anderen war die Strasse so schlecht, dass ich mir vorkam wie auf der Ruettelplatte. Und wie gesagt, die Fahrt dauerte knapp 10 Stunden.
Bei meiner Fahrt von Udaipur nach Mount Abu (wo ich gerade bin) wollte ich schlauer sein und buchte einen Touristenbus in einem Reisebuero. Ich hatte Platznummer 35 und als der Bus mit einer halben Stunde Verspaetung kam stellte sich heraus, dass es nur Plaetze bis 25 gab. Ich befuerchtete schon, stehen zu muessen. Zum Glueck war der Schaffner gnaedig. Es war ein Sleeper-Bus mit Schlafplaetzen, winzig kleinen schachtelfoermigen Abteilen, die gerade so fuer eine oder fuer zwei Personen Platz haben. Nun konnte ich zwar nicht sitzen, dafuer aber liegen, was viiiiel komfortabler ist. Acht Stunden verbrachte ich lesend und gelegentlich aus dem verdreckten Fenster schauend, die Beine gemuetlich ausgestreckt.
Seit zwei Tagen bin ich jetzt in Mount Abu, einem sehr schoen gelegenen und vor allem ruhigen Bergstaedchen. Hier ist es so schoen, dass ich noch bis uebermorgen bleibe und dann, wieder mit dem Bus, nach Jodpur fahre.
Die meisten Strecken fuhr ich mit dem Bus. Das Eisenbahnnetz in Indien ist zwar lang und recht gut ausgebaut, das scheint aber nicht fuer Radjastan zu gelten. Hier faehrt man Bus! Und Busfahren kann ein Abenteuer sein, vor allem wenn man einen Local-Bus erwischt, der in jedem Kaff haelt, meistens so ueberfuellt ist, dass ein Teil der Passagiere nur noch auf dem Dach Platz findet und der fuer eine Strecke von 250 km ungefaehr 10 Stunden braucht. Meine Fahrt nach Bundi war die Hoelle. Eingezwaengt sass ich auf meinem viel zu engen Platz in der Hitze. An Lesen war nicht zu denken. Zu einen kam ich nicht an meine Tasche mit den Buechern heran und zum anderen war die Strasse so schlecht, dass ich mir vorkam wie auf der Ruettelplatte. Und wie gesagt, die Fahrt dauerte knapp 10 Stunden.
Bei meiner Fahrt von Udaipur nach Mount Abu (wo ich gerade bin) wollte ich schlauer sein und buchte einen Touristenbus in einem Reisebuero. Ich hatte Platznummer 35 und als der Bus mit einer halben Stunde Verspaetung kam stellte sich heraus, dass es nur Plaetze bis 25 gab. Ich befuerchtete schon, stehen zu muessen. Zum Glueck war der Schaffner gnaedig. Es war ein Sleeper-Bus mit Schlafplaetzen, winzig kleinen schachtelfoermigen Abteilen, die gerade so fuer eine oder fuer zwei Personen Platz haben. Nun konnte ich zwar nicht sitzen, dafuer aber liegen, was viiiiel komfortabler ist. Acht Stunden verbrachte ich lesend und gelegentlich aus dem verdreckten Fenster schauend, die Beine gemuetlich ausgestreckt.
Seit zwei Tagen bin ich jetzt in Mount Abu, einem sehr schoen gelegenen und vor allem ruhigen Bergstaedchen. Hier ist es so schoen, dass ich noch bis uebermorgen bleibe und dann, wieder mit dem Bus, nach Jodpur fahre.
Donnerstag, 15. Februar 2007
Die Herren von Taragarh
"Bundis Palast ist selbst im vollem Tageslicht ein Bauwerk, wie Menschen es sich nur in Traeumen bauen - das Werk von Elfen eher als von Menschen." Das schrieb der englische Schriftsteller Rudyard Kipling ("Das Dschungelbuch") und der muss es wissen, denn vor ueber hundert Jahren lebte er in Bundi und schrieb hier seinen Bestseller "Kim".
Ich habe mir den Palast gestern angesehen. In den letzten Jahren hat einiges zu broeckeln begonnen, aber es ist trotzdem noch ein ziemlich beeindruckendes Bauwerk. Viel interessanter erschienen mir jedoch die Mauern oberhalb des Palastes.
Dahinter verbirgt sich Fort Taragarh, die Sternenfestung. Kein Schild wiess den Weg nach oben, ein schmaler steiler Pfad wurde breiter, gepflastert mit glatten Steinen. Ein erstes Tor erschien. Wer wird hier wohnen? Elfen? Wohl kaum. Soldaten? Schon eher. Ein zweites Tor erschien - geschlossen und bewacht. Die Wachhabenden sassen in einem schmalen Durchlass im Holztor und sahen mich erwartungsvoll an. Was nun? Ich ging naeher, sah das Gelbe in den Augen der schwarzen Gesichter. Ein Fauchen, gelbe Zaehne blitzten auf - und die beiden Affen verschwanden im Inneren der Festung. Ich folgte ihnen durch das Tor und war sehr schnell umringt von einer grossen Horde. Sie sassen ueberall: auf dem Boden, auf den Mauern, auf den Treppen, auf den Vorspruengen, auf den Baeumen im Gebuesch. Graues Fell, schwarze Gesichter. Sich sonnend, fressend, sich gegenseitig lausend, sich balgend - und mich voellig ignorierend.
Die Herren (und Damen) von Taragarh waren sich selbst genug, machten mir bereitwillg Platz, liessen mich gnaedig zum Aussichtspunkt hinaufsteigen. Koenige in ihrem Reich, Maharadjas in Ruinen - in der Festung unter den Sternen.
Ich habe mir den Palast gestern angesehen. In den letzten Jahren hat einiges zu broeckeln begonnen, aber es ist trotzdem noch ein ziemlich beeindruckendes Bauwerk. Viel interessanter erschienen mir jedoch die Mauern oberhalb des Palastes.
Dahinter verbirgt sich Fort Taragarh, die Sternenfestung. Kein Schild wiess den Weg nach oben, ein schmaler steiler Pfad wurde breiter, gepflastert mit glatten Steinen. Ein erstes Tor erschien. Wer wird hier wohnen? Elfen? Wohl kaum. Soldaten? Schon eher. Ein zweites Tor erschien - geschlossen und bewacht. Die Wachhabenden sassen in einem schmalen Durchlass im Holztor und sahen mich erwartungsvoll an. Was nun? Ich ging naeher, sah das Gelbe in den Augen der schwarzen Gesichter. Ein Fauchen, gelbe Zaehne blitzten auf - und die beiden Affen verschwanden im Inneren der Festung. Ich folgte ihnen durch das Tor und war sehr schnell umringt von einer grossen Horde. Sie sassen ueberall: auf dem Boden, auf den Mauern, auf den Treppen, auf den Vorspruengen, auf den Baeumen im Gebuesch. Graues Fell, schwarze Gesichter. Sich sonnend, fressend, sich gegenseitig lausend, sich balgend - und mich voellig ignorierend.
Die Herren (und Damen) von Taragarh waren sich selbst genug, machten mir bereitwillg Platz, liessen mich gnaedig zum Aussichtspunkt hinaufsteigen. Koenige in ihrem Reich, Maharadjas in Ruinen - in der Festung unter den Sternen.
Dienstag, 13. Februar 2007
Die Ghatts von Pushkar
Einst berief der Schoepfergott Brahma hier eine Goetterversammlung ein. Er haette sich keinen schoeneren Ort aussuchen koennen. Pushkar liegt in einer Talsenke an einem kleinen See, eher einem Teich. Seit der Versammlung ist der See heilig. Rings um ihn fuehren Treppen, sogennte Ghatts, bis ans Ufer. Ein schoener Platz zum Sitzen und Nachdenken und Schauen.
Einheimische baden im heiligen Wasser nach vorgeschriebenen Zeremonien, Brahmanen hocken am Ufer, verbrennen Raeucherstaebchen, werfen Blueten ins Wasser, murmeln "Brahma, Vishnu, Shiva, Krishna, Ganesha ..." Jemand wirft Taubenfutter auf die Stufen, ein riesiger Schwarm Tauben erhebt sich und stuerzt sich sogleich wieder hinunter aufs Futter. Dazwischen eine grosse, schwarze Kuh, die die Koerner vom Boden aufleckt. Affen sitzen auf Gelaendern, stibitzen gelegentlich Blueten von den Brahmanen - und verspeisen sie. Frauen in bunten Saris kommen vobei, laecheln. "Namasthe!"
Ich sitze auf den warmen Stufen, beobchte das Treiben und habe das Gefuehl, endlich in Indien angekommen zu sein.
------
So schoen es hier auch ist, morgen geht es weiter. Ueber Ajmer fahre ich mit dem Bus in das kleine Staedchen Bundi. Meine voraussichtlich weiteren Ziele sind: Udaipur, Mount Abu, Udaipur. Am 3. Maerz will ich in Jaisalmer sein. Am 3. Maerz ist Holi!
Einheimische baden im heiligen Wasser nach vorgeschriebenen Zeremonien, Brahmanen hocken am Ufer, verbrennen Raeucherstaebchen, werfen Blueten ins Wasser, murmeln "Brahma, Vishnu, Shiva, Krishna, Ganesha ..." Jemand wirft Taubenfutter auf die Stufen, ein riesiger Schwarm Tauben erhebt sich und stuerzt sich sogleich wieder hinunter aufs Futter. Dazwischen eine grosse, schwarze Kuh, die die Koerner vom Boden aufleckt. Affen sitzen auf Gelaendern, stibitzen gelegentlich Blueten von den Brahmanen - und verspeisen sie. Frauen in bunten Saris kommen vobei, laecheln. "Namasthe!"
Ich sitze auf den warmen Stufen, beobchte das Treiben und habe das Gefuehl, endlich in Indien angekommen zu sein.
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So schoen es hier auch ist, morgen geht es weiter. Ueber Ajmer fahre ich mit dem Bus in das kleine Staedchen Bundi. Meine voraussichtlich weiteren Ziele sind: Udaipur, Mount Abu, Udaipur. Am 3. Maerz will ich in Jaisalmer sein. Am 3. Maerz ist Holi!
Sonntag, 11. Februar 2007
Pushkar Puja
Pushkar liegt in der Naehe von Ajmer, ist klein und sehr heilig. Brahma war hier und sowohl Ghandi als auch Nehru haben im kleinen See, um den sich das Staedchen gruppiert, einen Teil ihrer Asche verstreuen lassen. Trotzdem baden hier die Hindus, denn das ist gut fuers Karma.
Kaum war ich aus dem Bus gestiegen, versuchte noch einen Schlepper von irgendeinem Hotel loszuwerden, da hatte ich auch schon einen Handvoll gelber Blueten in der Hand. Ich war gefangen in der unbarmherzigen Hand aller zehntausend indischen Goetter und ihr jeansangzutragender Gehilfe fuehrte mich zum See, der von vielen Treppen, genannt Ghats, gesaeumt ist, die so heilig sind, dass man die Schuhe ausziehen muss. Nur wiederwillig liess ich meine neuen Meindel auf der obersten Stufe stehen, den Rucksack liess ich auf dem Ruecken, sicher ist sicher - und eigentlich wusste ich gar nicht so genau, wie mir geschah.
Pushkar Puja nennt sich die glueckverheissende Zeremonie. Und das sah so aus. Ich sass auf der Treppe direkt am Wasser, den Rucksack auf dem Ruecken und murmelte Mantras die mir der Jeanstyp vormurmelte. Dann erzaehlte er mir was von Glueck und von Vishnu und von Shiva und von Brahma und wie sie alle heissen - und da er Englisch sprach konnte ich ihn sogar verstehen. Nach mehrfachem Murmeln warf ich die Blueten in den See. Dann kriegte ich was Buntes auf die Stirn, und dann, wer haette das gedacht, ging es ans bezahlen. Das war nur noch bedingt heilig. Aber Spenden verheisst Glueck und so spendete ich ... nun ja ... sagen wir mal: mehr als genug und schloss in die Glueckverheissung die Familie und alle meine Freunde ein. Also wenn Ihr in naechster Zeit ploetzlich unerwartet von Glueck ueberwaeltigt werdet: Ich wars!
Kaum war ich aus dem Bus gestiegen, versuchte noch einen Schlepper von irgendeinem Hotel loszuwerden, da hatte ich auch schon einen Handvoll gelber Blueten in der Hand. Ich war gefangen in der unbarmherzigen Hand aller zehntausend indischen Goetter und ihr jeansangzutragender Gehilfe fuehrte mich zum See, der von vielen Treppen, genannt Ghats, gesaeumt ist, die so heilig sind, dass man die Schuhe ausziehen muss. Nur wiederwillig liess ich meine neuen Meindel auf der obersten Stufe stehen, den Rucksack liess ich auf dem Ruecken, sicher ist sicher - und eigentlich wusste ich gar nicht so genau, wie mir geschah.
Pushkar Puja nennt sich die glueckverheissende Zeremonie. Und das sah so aus. Ich sass auf der Treppe direkt am Wasser, den Rucksack auf dem Ruecken und murmelte Mantras die mir der Jeanstyp vormurmelte. Dann erzaehlte er mir was von Glueck und von Vishnu und von Shiva und von Brahma und wie sie alle heissen - und da er Englisch sprach konnte ich ihn sogar verstehen. Nach mehrfachem Murmeln warf ich die Blueten in den See. Dann kriegte ich was Buntes auf die Stirn, und dann, wer haette das gedacht, ging es ans bezahlen. Das war nur noch bedingt heilig. Aber Spenden verheisst Glueck und so spendete ich ... nun ja ... sagen wir mal: mehr als genug und schloss in die Glueckverheissung die Familie und alle meine Freunde ein. Also wenn Ihr in naechster Zeit ploetzlich unerwartet von Glueck ueberwaeltigt werdet: Ich wars!
Samstag, 10. Februar 2007
Regen im Palast der Winde
Schon gestern hatte ich Khan kennen gelernt. Er fuhr mich vom Bahnhof von Jaipur in mein Hotel. Er erzaehlte, er waehre Student, habe eine Freundin in Muenchen und wolle von mir etwas ueber die deutsche Kultur erfahren. Ich verabredete mich mit ihm heute Vormittag um 10 vor dem Hotel. Mir war klar: er war ein Schlepper und wollte mich irgendwohin bringen, aber er war ein netter Schlepper und ich beschloss, auf ihn hereinzufallen.
Bei der ganzen Schlepperei gehoert ein Besichtigungsprogramm grundsaetzlich dazu und wenn man mit einem unterwegs ist, wird man von den anderen nicht angequatscht. Wir fuhren also in die beruehmte Altstadt von Jaipur, die "Rosa Stadt". Es regnete. Der Regen machte die Farben weich und daempfte die Geraeusche. Ich fand es schoen. Ganz anders als Delhi. Und wir hielten vor dem Hawa Mahal, dem "Palast der Winde", nur zu dem Zweck errichtet, damit die Frauen des Maharadja ungesehen die Strasse beobachten koennen. Die Farbe blaettert zwar und ein paar der Aussenmauern muessen gestuetzt werden - aber ich war beeindruckt. Der Regen wusch den Staub von den Steinen und verlieh dem Ganzen einen voruebergehenden Glanz.
Im Stadtpalast sah ich dan eher zufaellig den derzeitigen Maharadja von Jaipur - einen kleinen, gruhaarigen Mann ohne Schnurrbart und Turban. Es gab noch mehr zu sehen und Jaipur begann mir immer besser zu gefallen.
Dann kamen wir zu eigentlichen Grund der Fahrt. Ich sass in einem Laden, der einen Juweliergeschaeft zu verweckseln aehnlich sah. Vor mir ein Typ, der nur scheinbar auf Small Talk aus war. Ob ich seine Schmuckfabrik sehen wollte? Natuerlich wollte ich! Ein Typ fuhr mich in eine eher schmutzige, duestere Gegend. Wir gingen durch eine sehr schmale Betongasse, stiegen ein paar enge Stufen hinauf - und waren in der Fabrik. Sie bestand aus kleinen schmutziggrauen Betonraeumen. Auf dem Fussboden sassen kleinen braune Menschen und stellten Schmuck her, daneben lagen welche auf Decken und schliefen, in einem anderen Raum wurde gekocht, gegessen wurde am Arbeitspaltz. Die in abgerissene schmutzige Sachen gekleideten Arbeiter schienen aber durchaus nicht ungluecklich zu sein. Immerhin mussten sie nicht betteln.
Ich versuchte nicht geschockt zu wirken. Zurueck im Geschaeft sprach ich den Typen auf die Fabrik und die Arbeiter an. Er hielt sich fuer einen Wohltaeter, denn Wohnraum, Essen und Kleidung bekommen seine Arbeiter von der Firma gestellt. Dafuer gibt es nicht so viel Lohn. Im Durchschnitt sollen es um die 10000 Rupien im Monat sein, das sind ca. 180 Euro. Die Kinder bekommen natuerlich nur maximal 2000 Rupien, denn die muessen die Arbeit noch lernen und sind nicht so schnell. Es war nicht einfach fuer mich, hier noch zu laecheln.
Dann kam er zum Hauptgrund meines Hierseins. Ich soll fuer ihn arbeiten. Als Tourist soll ich Juwelen fuer, sagen wir mal, 10000 Dollar nach Deutschland bringen und ihm so die indischen Ausfuhrzoelle ersparen. Am Gewinn werde ich beteiligt. Meine Ablehnung ueberraschte ihn.
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Ich bin mir im Moment noch nicht sicher, ob ich noch einen Tag in Jaipur bleibe, oder ob ich morgen nach Pushkar fahre. Mal sehen.
Bei der ganzen Schlepperei gehoert ein Besichtigungsprogramm grundsaetzlich dazu und wenn man mit einem unterwegs ist, wird man von den anderen nicht angequatscht. Wir fuhren also in die beruehmte Altstadt von Jaipur, die "Rosa Stadt". Es regnete. Der Regen machte die Farben weich und daempfte die Geraeusche. Ich fand es schoen. Ganz anders als Delhi. Und wir hielten vor dem Hawa Mahal, dem "Palast der Winde", nur zu dem Zweck errichtet, damit die Frauen des Maharadja ungesehen die Strasse beobachten koennen. Die Farbe blaettert zwar und ein paar der Aussenmauern muessen gestuetzt werden - aber ich war beeindruckt. Der Regen wusch den Staub von den Steinen und verlieh dem Ganzen einen voruebergehenden Glanz.
Im Stadtpalast sah ich dan eher zufaellig den derzeitigen Maharadja von Jaipur - einen kleinen, gruhaarigen Mann ohne Schnurrbart und Turban. Es gab noch mehr zu sehen und Jaipur begann mir immer besser zu gefallen.
Dann kamen wir zu eigentlichen Grund der Fahrt. Ich sass in einem Laden, der einen Juweliergeschaeft zu verweckseln aehnlich sah. Vor mir ein Typ, der nur scheinbar auf Small Talk aus war. Ob ich seine Schmuckfabrik sehen wollte? Natuerlich wollte ich! Ein Typ fuhr mich in eine eher schmutzige, duestere Gegend. Wir gingen durch eine sehr schmale Betongasse, stiegen ein paar enge Stufen hinauf - und waren in der Fabrik. Sie bestand aus kleinen schmutziggrauen Betonraeumen. Auf dem Fussboden sassen kleinen braune Menschen und stellten Schmuck her, daneben lagen welche auf Decken und schliefen, in einem anderen Raum wurde gekocht, gegessen wurde am Arbeitspaltz. Die in abgerissene schmutzige Sachen gekleideten Arbeiter schienen aber durchaus nicht ungluecklich zu sein. Immerhin mussten sie nicht betteln.
Ich versuchte nicht geschockt zu wirken. Zurueck im Geschaeft sprach ich den Typen auf die Fabrik und die Arbeiter an. Er hielt sich fuer einen Wohltaeter, denn Wohnraum, Essen und Kleidung bekommen seine Arbeiter von der Firma gestellt. Dafuer gibt es nicht so viel Lohn. Im Durchschnitt sollen es um die 10000 Rupien im Monat sein, das sind ca. 180 Euro. Die Kinder bekommen natuerlich nur maximal 2000 Rupien, denn die muessen die Arbeit noch lernen und sind nicht so schnell. Es war nicht einfach fuer mich, hier noch zu laecheln.
Dann kam er zum Hauptgrund meines Hierseins. Ich soll fuer ihn arbeiten. Als Tourist soll ich Juwelen fuer, sagen wir mal, 10000 Dollar nach Deutschland bringen und ihm so die indischen Ausfuhrzoelle ersparen. Am Gewinn werde ich beteiligt. Meine Ablehnung ueberraschte ihn.
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Ich bin mir im Moment noch nicht sicher, ob ich noch einen Tag in Jaipur bleibe, oder ob ich morgen nach Pushkar fahre. Mal sehen.
Donnerstag, 8. Februar 2007
Tuktuk Delhi Dust Race
Ein Tuktuk, bzw. eine Motorrikscha ist ein offenes Gefaehrt auf 3 Raedern, vorn sitzt der Fahrer und auf der hinteren Bank haben entweder zwei Europaeer oder eine ganze indische Familie Platz. Es gibt keine Tueren, dafuer aber ein Dach - und mehrere Moeglichkeiten, sich festzuhalten. Das ist notwendig, sonst faellt man naemlich raus. In solcheinem Gefaehrt war ich heute fast 6 Stunden lang unterwegs quer durch Delhi. Schliesslich will ich ja was sehen und morgen frueh um sechs heisste es "Good Bye, Delhi!" Also mietete ich mir unerschrocken ein Tuktuk mit Fahrer fuer der ganzen Tag, nur sehr ungenau ahnend, worauf ich mich einlasse. Sich Sehenswuerdigkeiten anzusehen ist das eine, der Verkehr von Delhi jedoch etwas ganz anderes.
Natuerlich gibt es hier Verkehrsregeln wie in jedem anderen Land auch. Aber abgesehen von einer roten Ampel ist den Indern nichts heilig (Kuehe auf der Strasse habe ich keine gesehen. Die werden schon wissen, warum.). Der Verkehr funktioniert auf dem Prinzip der permanenten Noetigung. Das bedeutet, es wird gedraengelt, bis einer aufgibt. Der Sicherheitsabstand betraegt maximal 2 mm. Wie zum Hohn ziert jedes Tuktuk hinten der Spruch "Keep Distance!" Gebremst wird nach Moeglichkeit nicht. Ueberholen, Einfaedeln, Lueckenspringen geht von allen Seiten bei voller Geschwindigkeit. Ohrenbetaeubender Laerm von knatternden Motoren und schrillen Hupen erfuellt die Luft. Es ist schwer vorstellbar, selbst wenn man mitten drin ist.
Unterbrochen wurde meine Fahrt durch das Besichtigen der verschiedensten Sehenswuerdigkeiten. Es muessen so an die 6 oder 7 gewesen sein. Ein Hindutempel war dabei, die Grosse Moschee und am Ende das Rote Fort. Da war ich aber kaum noch aufnahmefaehig. Voellig im Eimer kam ich geen 17:00 Uhr wieder im Hotel an.
Delhi ist das totale Chaos. Entspannung und Ruhe findet man hier definitiv nicht. Und irgendwas sagt mir, dass es in Jaipur morgen auch nicht viel anders sein wird.
Natuerlich gibt es hier Verkehrsregeln wie in jedem anderen Land auch. Aber abgesehen von einer roten Ampel ist den Indern nichts heilig (Kuehe auf der Strasse habe ich keine gesehen. Die werden schon wissen, warum.). Der Verkehr funktioniert auf dem Prinzip der permanenten Noetigung. Das bedeutet, es wird gedraengelt, bis einer aufgibt. Der Sicherheitsabstand betraegt maximal 2 mm. Wie zum Hohn ziert jedes Tuktuk hinten der Spruch "Keep Distance!" Gebremst wird nach Moeglichkeit nicht. Ueberholen, Einfaedeln, Lueckenspringen geht von allen Seiten bei voller Geschwindigkeit. Ohrenbetaeubender Laerm von knatternden Motoren und schrillen Hupen erfuellt die Luft. Es ist schwer vorstellbar, selbst wenn man mitten drin ist.
Unterbrochen wurde meine Fahrt durch das Besichtigen der verschiedensten Sehenswuerdigkeiten. Es muessen so an die 6 oder 7 gewesen sein. Ein Hindutempel war dabei, die Grosse Moschee und am Ende das Rote Fort. Da war ich aber kaum noch aufnahmefaehig. Voellig im Eimer kam ich geen 17:00 Uhr wieder im Hotel an.
Delhi ist das totale Chaos. Entspannung und Ruhe findet man hier definitiv nicht. Und irgendwas sagt mir, dass es in Jaipur morgen auch nicht viel anders sein wird.
Dienstag, 6. Februar 2007
Luft, mehr Luft
Die Luft in Delhi ist warm - das ist gut. Die Luft in Delhi dick - das ist schlecht und vor allem untertrieben. Stellt Euch vor, alle 10 Millionen Bewohner der indische Hauptstadt vom Kleinkind bis zum Greis wuerden rund um die Uhr Kette rauchen, dann haettet Ihr eine ungefaehre Vorstellung davon, wie dick die Luft hier ist. Komme ich das naechste Mal an einer ungefilterten Muellverbrennungsanlage vorbei, werde ich wahrscheinlich "Oh, Delhi!" rufen, ob ich dabei erinnerungstrunken die Augen verdrehen werde, wird die Zukunft zeigen.
Und wie sieht meine naechste Zukunft aus? Ich bleibe erst mal fuer zwei Tage hier. Mein Hotel ist okay und moeglicherweise ist das hier ein guter Ort, um sich an das Chaos zu gewoehnen.
Es ist jetzt kurz vor 11 Uhr Ortszeit. Ich bin seit ca. 4 Stunden hier und werde das Gefuehl nicht los, in etwas sehr Merkwuerdigem gelandet zu sein.
P.S.: Bin ich schnell oder bin ich schnell???
Und wie sieht meine naechste Zukunft aus? Ich bleibe erst mal fuer zwei Tage hier. Mein Hotel ist okay und moeglicherweise ist das hier ein guter Ort, um sich an das Chaos zu gewoehnen.
Es ist jetzt kurz vor 11 Uhr Ortszeit. Ich bin seit ca. 4 Stunden hier und werde das Gefuehl nicht los, in etwas sehr Merkwuerdigem gelandet zu sein.
P.S.: Bin ich schnell oder bin ich schnell???
Freitag, 2. Februar 2007
Reisevorbereitungen
Seit vier Wochen ist es klar: ich fahre nach Indien; korrekter: nach Nordindien; ganz korrekt: nach Rajastan. Nächsten Dienstag fliege ich über Frankfurt nach Delhi - und dann mal sehen.
Meine bisherigen Vorstellungen von Indien beschränken sich auf Hermann Hesses "Siddhartha", dem "Tiger von Eschnapur" von Fritz Lang und der großartigen Ghandi-Biografie von Richard Attenborough. Hinzu kommt natürlich, was man so im SPIEGEL liest. Seit bekannt ist, dass ich nach Indien fahre, muss ich mir die verschiedensten Gruselgeschichten anhören, wie Reisende in Indien Gut, Gesundheit oder gar Leben verloren. Seit dem träume ich schlecht ...
Aber all das ficht mich nicht an. Ich will selber sehen, wie es dort aussieht, zugeht und wie ich dort klarkomme. Und wenn alles klappt, dürft Ihr dabei sein, denn wie schon bei meiner Südostasien-Reise vor einem guten Jahr werde ich wieder versuchen, Euch regelmäßig mit lustigen oder zumindest informativen Geschichten zu unterhalten. Das klappt natürlich nur, wenn es genug Internet-Cafés gibt. Muss ich mir da im Hightech-Land Indien Sorgen machen? Ich hoffe nicht.
Meine bisherigen Vorstellungen von Indien beschränken sich auf Hermann Hesses "Siddhartha", dem "Tiger von Eschnapur" von Fritz Lang und der großartigen Ghandi-Biografie von Richard Attenborough. Hinzu kommt natürlich, was man so im SPIEGEL liest. Seit bekannt ist, dass ich nach Indien fahre, muss ich mir die verschiedensten Gruselgeschichten anhören, wie Reisende in Indien Gut, Gesundheit oder gar Leben verloren. Seit dem träume ich schlecht ...
Aber all das ficht mich nicht an. Ich will selber sehen, wie es dort aussieht, zugeht und wie ich dort klarkomme. Und wenn alles klappt, dürft Ihr dabei sein, denn wie schon bei meiner Südostasien-Reise vor einem guten Jahr werde ich wieder versuchen, Euch regelmäßig mit lustigen oder zumindest informativen Geschichten zu unterhalten. Das klappt natürlich nur, wenn es genug Internet-Cafés gibt. Muss ich mir da im Hightech-Land Indien Sorgen machen? Ich hoffe nicht.
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